
Meister "HW" - Hans Witten ?
Von Prof. Dr. Karl-Hermann Kandler

Von dem Meister ist außer den Zeichen "HW" nichts überliefert, weder der sichere Name noch der Geburts- oder Sterbetag oder der Wohnort. Beharrlich hält sich die Behauptung, er stamme aus Braunschweig. In Braunschweig wird 1475 auch ein Hans Witten als Ratsherr genannt. Das Geschoßregister der Kirchgemeinde St. Jakob in Goslar nennt ebenfalls öfters zwischen 1490 und 1525 einen Hans Witten, doch liegen mehrjährige Pausen dazwischen. Möglicherweise ist er der Sohn des Braunschweigers. Dieser Hans Witten wird zwar nirgends als Maler bezeichnet, doch werden mehrere Werke in Goslar dem Meister "HW" zugeschrieben.
Am bekanntesten unter den Werken des HW ist die "Wunderblume", die freistehende "Tulpenkanzel" im Freiberger Dom. Sie wurde der "hohe Predigtstuhl" genannt und nur zu Festtagen genutzt. Der Name "Tulpenkanzel" ist erst jüngeren Datums. H.W. wollte mit ihr wohl den "Baum des neuen Paradieses" darstellen. Vieles spricht dafür, daß Ulrich Rülein die Kanzel gestiftet hat und sich in der Figur des andächtigen Predigthörers am Fuß der Kanzel hat darstellen lassen. Der ganze "Kelch" der Kanzel ist aus einem Stein ausgehauen. Der Schalldeckel ist Holzschnitzerei. Die Kanzel ist vielleicht die faszinierendste Schöpfung der Bildhauerkunst am Ende des Mittelalters und dürfte um 1510 geschaffen worden sein.
Über HW (Hans Witten) können wir nur Vermutungen anstellen. Wir wissen auch nicht, ob er sich längere Zeit in Freiberg aufgehalten hat. Aber hier hat er dieses herrliche Kunstwerk geschaffen, das täglich von vielen Touristen bestaunt wird und jetzt endlich nach mehrjähriger Restaurierung wieder zu den Festtagen genutzt werden kann.
Inhalt (alphabetisch)
Silbermann, Gottfried
1683 - 1753
Spener, Philipp Jakob
1633 - 1705
Stephan, Martin
1777 - 1846
Tischendorf, Lobegott Friedrich
1815 - 1874
von Bora, Katharina
1499 - 1552
Ziegenbalg, Bartholomäus
1682 - 1719
Zinzendorf, Nikolaus Ludwig
1700 - 1760
Zollikofer, Georg Joachim
1730 - 1788